Nehmen wir beispielsweise den Durchschnittsbürger Bill Zuhowski, der für eine Swimmingpool-Firma auf Long Island arbeitete. Er war nicht häufig in Flugzeugen unterwegs, wollte aber an diesem Tag den 11.30-Uhr-Flug aus dem winterlichen New York ins sonnige Myrtle Beach nehmen, um dort den Geburtstag eines Freundes zu feiern. Kurz vor 7.00 Uhr morgens verließ er Mattituck auf Long Island. Der Schnee hatte die Straßen in eine Blechlawine verwandelt. Als Zuhowski endlich auf dem Flughafen ankam, hatte er seinen Flug nicht etwa verpasst – der Flug war abgesagt worden. Aber der Schnee hatte nachgelassen, und seine Hoffnungen auf ein warmes Wochenende in Myrtle Beach lebten wieder auf. Zuhowski buchte einen der hinteren Sitze auf dem Flug 1549 der US Airways, dessen Startzeit auf den Anzeigetafeln immer noch mit 14.45 Uhr angegeben war, woran erfahrene Mitarbeiter von LaGuardia allerdings nicht mehr glauben konnten.
Um 15.25 Uhr konnte die Maschine endlich starten, aber 89 Sekunden nach dem Abheben wurde das schwere Flugzeug plötzlich erschüttert. Beide Triebwerke fielen aus. Einige der Passagiere bemerkten die unnatürliche Stille aufgrund des fehlenden Turbinengeräuschs, einige sahen sogar Flammen aus den Triebwerken schlagen. Dann füllte sich die Kabine mit einem leichten Rauchschleier und einem Geruch, der alle Insassen erschaudern ließ – einem Geruch nach Kerosin, brennendem Haar und brennendem Fleisch.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, ließ Sullenberger das Flugzeug in eine scharfe Linkskurve zurück nach Manhattan einrollen. Dadurch verlor er fast die Hälfte der Höhe, aber er konnte wieder Geschwindigkeit gewinnen und erhielt einen Teil der Kontrolle über den Airbus zurück. Außerdem bekam er einen Eindruck davon, wie weit er mit dem Riesensegelflugzeug noch kommen konnte.
Durch die Wende änderte sich auch die Aussicht für alle Insassen. Diejenigen auf der rechten Seite blickten auf New Jersey und den Fluss, während die auf der linken Seite LaGuardia und Manhattan sahen. Einige konnten sogar einzelne Autos ausmachen – und den Fluss, breit und sehr nah.
Bill Zuhowski war von den Ereignissen überrumpelt worden und hatte sich noch keine rechte Vorstellung von der Situation machen können. Er glaubte immer noch, dass der Pilot das Flugzeug abfangen und den Flug nach Charlotte fortsetzen könnte. Der Gedanke an einen Absturz war ihm noch nicht ernsthaft gekommen. doch dann wurde er von seinem Sitznachbarn abrupt in die Gegenwart geholt. Ein wildfremder Personal-Trainer aus der Bronx umarmte ihn plötzlich und begann wirr vom Sterben zu reden.
Der merkwürdige Vorfall erschütterte Zuhowski, zwang ihn aber auch dazu, sich den Realitäten zu stellen. »Natürlich bekam ich Angst«, berichtet Zuhowski, »aber so voller Furcht und Panik Sie auch sind, es gibt nichts, das Sie tun können. Sie sind auf Ihrem Platz festgenagelt, und das war es.«
Plötzlich schrie jemand: »Wann sagt uns endlich mal einer Bescheid?«
In diesem Augenblick drang Chesley Sullenbergers Stimme zum ersten Mal seit dem Start vor fast vier Minuten in die Kabine.
»Hier spricht der Kapitän«, sagte er, »nehmen Sie Ihre Sicherheitspositionen ein!«
Bill Zuhowski stützte sich ab, aber dabei fragte er sich: Wie stützt man sich gegen den Tod ab? Welchen Unterschied macht es aus, ob mein Kopf oben oder unten ist? Es ist alles vorbei.
Dann ertönte in der Mitte des Flugzeugs eine andere Stimme wie eine Lautsprecherdurchsage. Ein Passagier auf einem Fensterplatz begann laut den Abstand zum Wasser herunterzuzählen: »Fünfzehn Meter ... vierzehn Meter ... dreizehn Meter ...«
Die letzte Zahl, die die Insassen hörten, war die vier. Dann schlug das Heck von Flug 1549 hart auf dem Wasser auf. Rumpf und Nase senkten sich schnell, und das Flugzeug glitt fünf oder sechs Häuserblöcke weiter flussabwärts. Als das linke Triebwerk vom Wasserdruck abgerissen wurde, drehte sich das Flugzeug dramatisch nach links, sodass seine Nase auf den Fährhafen und das Gebäude der New York Times zeigte. Der Aufschlag ereignete sich um 15.30 Uhr und 42 Sekunden, fünf Minuten und neun Sekunden nach dem Start von LaGuardia.