12mR-Yachten – die Königsklasse

Um den Titel eines Europameisters der „Zwölfer“, der 12mR Yachten, gingen 14 Boote der Baujahre bis 1950 im Rahmen des Robbe und Berking Sterling Cup von Glücksburg an der Flensburger Förde aus an den Start. So ein Feld der klassischen 12mR-Yachten, der sogenannten Königsklasse war zum letzten Mal 2001 während des „150 Year America`s Cup Jubilee“ zusammen gekommen.

Ihre Bezeichnung ist auf die First Rule, eine Vereinbarung der europäischen Segelnationen von 1908, die die erste Formel der Meter-Klasse beschreibt, zurückzuführen. In diese Formel gehen die Schiffslänge, Schiffsbreite, Wasserlänge, Tiefgang, Freibord und Segelfläche ein. Nach Einsetzen der entsprechenden Werte erhält man als Ergebnis eine feste Zahl z.B. 12. Diese Yacht hat dann den Rennwert 12mR. Nach vielen Versuchen, durch die Variation dieser Werte ein möglichst schnelles Boot zu entwickeln, entstand durch das Genie der Yachtkonstrukteure ein in seiner Vollendung klassisch schönes Schiff. Ihre Länge beträgt abhängig vom Design etwa 22 Meter, ihre Verdrängung 25 t und die Segelfläche bis zu ca. 500 qm. Die Yachten sind schmal, mit einem über die Wasserlinie weit hervorragendem spitzen Bug und nach achtern gezogenem Heck. In ihrer Gesamtheit wirken sie elegant und rassig.

Sieger bei dieser Europameisterschaft wurde „Vim“, die 1937 von Olin Stephens für Harold Vanderbilt entworfen wurde und zwei Jahrzehnte das Boot war, an dem sich alle 12er zu messen hatten. Eigner ist Patrick Howaldt, der sie auch segelte.

Teilgenommen und mit einem respektablen sechsten Platz beendet hat auch die „Sphinx“, die 1939 festig gestellt wurde, die Meisterschaft. Sie hat ein abenteuerliches Leben hinter sich. Als Clubschiff wurde sie 1939 für den Norddeutschen Regattaverein bei Abeking & Rasmussen gebaut. Es war der zehnte und letzte Zwölfer, der dort gebaut wurde. Sie lief wenige Monate vor Ausbruch des 2. Weltkriegs vom Stapel und war wohl für die Segelwettkämpfe 1940 bei der Olympiade in Helsinki geplant. Bei der Kieler und der Travemünder Woche lag sie stets vor allen anderen 12mR Yachten. Nach der Kapitulation legten die Sieger fest, dass Deutsche ohne Ausnahmegenehmigung nur Schiffe segeln durften, die kleiner als 6m waren. Der damalige Vorsitzende des NRV wandte nun einen Trick an: Er verkaufte die „Sphinx“ an die beiden Clubmitglieder Hans und Wolfgang Freudenberg, die nicht nur über einen chilenischen Pass verfügten, sondern auch Inhaber einer großen Holzhandlung waren. Unter chilenischer Flagge durften sie die Yacht segeln und bezahlten mit einer Holzladung Eiche, Lärche und Mahagoni.

Abeking & Rasmussen baute daraus eine Zahl kleiner Segelboote für den NRV. Die Freudenbergs segelten die „Sphinx“ unter dem Namen „Lobito“ und gewannen mit ihr 1948 die traditionsreiche Regatta um das „Blaue Band der Niederelbe“. Zehn Jahre später wurde das Boot an die Marineschule Mürwik in Flensburg verkauft, wo es bis 2004 unter dem Namen „Ostwind“ als Ausbildungsschiff fuhr. In den 60er und 70er Jahren gewann sie insgesamt 9mal das „Blaue Band der Förde“. Für die Instandhaltung der „Ostwind“ und der „Westwind“ (ehemals „Inga“), ebenfalls ein Zwölfer, hatte die Marine dann aber kein Geld mehr. Beide Boote wurden 2005 versteigert. Es gelang drei Flensburger Seglern, darunter Oliver Berking, dem Inhaber der Flensburger Silbermanufaktur, die „Ostwind“ für die Flensburger Förde zu retten. In seiner Werft wurde aus einem ziemlich heruntergekommenen Boot wieder die strahlende „Sphinx“ von einst.

Von ca. 300 im Laufe der Jahre gebauten Zwölfer sind etwa 135 übrig geblieben. Der Rest ist verschollen, gestrandet, zerbombt, vermodert. Manche erstehen wieder zur alten Schönheit wie die „Janetta“, 1939 vom berühmten Yacht-Designer Alfred Mylne entworfen, der zu seiner Zeit als weltbester Konstrukteur von 12ern galt. „Janetta“ ist einer seiner schnellsten. Ihre lange turbulente Geschichte lässt sich nur bruchstückhaft rekonstruieren. Als Wrack halb versunken in einem See in Kanada wurde sie von Berking entdeckt und gerettet, gehoben und nach Flensburg transportiert. Dort wartet sie nun auf ihre Restaurierung.

Es gibt auch noch andere Wege, alte Zwölfer auf das Wasser bringen. Am 16. Juni 2015 ging der erste hölzerne 12er, der seit mehr als 50 Jahren neu gebaut wurde, in das Wasser. Er entstand aus dem Entwurf 434 des berühmten norwegischen Yachtkonstrukteurs Johan Anker, zeichnerisch entstanden im Jahr 1939 als seine letzte 12mR Yacht. Krieg und sein altersbedingter Tod verhinderten es, dass diese Yacht je gebaut wurde. Robbe & Berking Classics hat nach den Zeichnungen von Anker für diese großartige Yacht jetzt für einen norwegischen Kunden gebaut.

Mehrere dieser Regatten haben wir mit Flugzeug, Boot und Kamera begeleitet. Entdecken Sie die Faszination dieser traumhaften Klassiker in unserer Galerie und bei unseren großformatigen Postern.